II. Die Rückkehr von multisensualem Marketing
Anfassen, riechen, ausprobieren. Lange Zeit war das Online-Marketing von Internet-Shops das Maß aller Dinge. Das ändert sich jetzt.
Zu Corona-Zeiten war das Shoppen per Mausklick ein Selbstläufer, der die jahrelange Wachstumskurve weiter nach oben trieb. Spätestens in diesem Jahr kehrt auch beim Online-Geschäft mit Verbrauchern Normalität ein. Der Handelsverband sagte den erfolgsverwöhnten, digitalen Kanälen ein Nullwachstum voraus. Das entspricht einem realen Minus von über 4 Prozent für die Online-Welt.
Jetzt werden altvertraute Verkaufsstrategien wieder ausgemottet, die als multisensuales oder haptisches Marketing zeitgemäß klingen. Es geht unterm Strich darum, nicht nur mit Bits und Bytes mit den Kunden zu kommunizieren, sondern ihnen durch anfassen, riechen oder ausprobieren analoge Erlebnisse zu bescheren. Denn nach wie vor spielen Emotionen bei der Kaufentscheidung eine große, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle.
Das Branchenmagazin Horizont berichtet etwa in ihrem Artikel „Haptik und Produktproben als Wirkungsbooster im E-Commerce“ über eine Online-Bank, die ihr Mailing zur Baufinanzierung mit Strukturlack veredelt. Das fühle sich beim Empfänger wie eine Ziegelwand an. Weiter heißt es: „Der Tastsinn spielt laut Professor Andreas Mann vom Dialog Marketing Competence Center an der Universität Kassel als „Wahrheitssinn“ eine zentrale Rolle in unserem Leben.“
Nachdem der Wachstums-Automatismus im Online-Geschäft nun vorbei ist, sind haptische Lösungen gefragt. Manch ein Online-Shop hat zusätzlich einen stationären Laden eröffnet. Andere loten die Möglichkeiten des multisensualen Marketing aus. Das funktioniert auch in einem Anleger-Mailing, bei dem – per Hand – ein Geldstück eingeklebt wird. Das reizt positiv die Sinne und betont: Sie sind es uns wert.